Am 13. Juni verwandelte sich die Domschule in eine Zauberschule, in der 433 Zauberlehrlinge eifrig Zaubertricks lernten und vorführten.
Vorangegangen war eine Fortbildung aller Lehrkräfte und
Betreuungskräfte zum Erlernen und Einstudieren von Zauberkunststücken
und dem Erwerben von Anwendungsmöglichkeiten in Hinblick auf
Sprachförderung und Persönlichkeitsstärkung.
Vom Zaubern allein geht schon eine große Faszination aus. Neben den
spielerischen und unterhaltsamen Aspekten bieten sich den Kindern
vielfältige Lernchancen. Viele Trickprinzipien beispielsweise eignen
sich wunderbar um Anlaute zu üben oder Wörter mit Blick auf die
Silbenzahl zu erkennen. Und das fühlt sich dann so gar nicht wie Lernen
an.
Nicht die Unterhaltung an sich ist das Hauptziel, wenn Kindern Tipps und
Tricks nahegebracht werden. Sprachförderung und Persönlichkeitsstärkung
stehen ganz oben. Schon Goethe hatte 1830 seinen Enkeln einen
Zauberkasten geschenkt und bemerkt: „Das Zaubern ist besonders in
Gegenwart eines kleinen Publikums ein herrliches Mittel zur Übung in
freier Rede und Erlangung einiger körperlicher und geistiger
Gewandtheit.“
Einen Zaubertrick zu erlernen und vorzuführen ist eine beachtliche
Aufgabe, die den Kindern Durchhaltevermögen, Konzentration und
Kreativität abverlangt. Die Wahrnehmung und das logische Denken werden
geschult. Die kommunikativen Fähigkeiten und das selbstbewusste
Auftreten werden gestärkt.
Und so wurden am Zaubertag zunächst viele Zaubertricks gelernt und dabei
Zaubertränke wie "Drachenblut, Krötenschleim und Spinnenspucke"
getrunken und phantasievolle Zauberkuchen, die die Eltern gebacken
hatten, verspeist. 24 Zaubertricks waren vorbereitet und die
Domschulkinder zogen mit ihrem selbstgebastelten Zauberhut, ihrer
individuell dekorierten Zauberkiste sowie einem roten Zauberumhang durch
die Domschule, um viele Tricks zu lernen. Ein Zauberstab durfte
natürlich auch nicht fehlen; den hatte die Domschule bereits im letzten
Jahr von den Magic Sisters aus Bünde erworben. Die Magic Sisters sind
ein Fanclub der Ehrlich Brothers, der in der Corona-Zeit für einen
Weltrekord 15.860 Papierzauberstäbe selbst gebastelt hat. Von dem
Weltrekord erfuhr die Domschule im Juni 2023 aus der Zeitung und auch
davon, dass die Zauberstäbe zugunsten der Mindener Kinderhospizarbeit
verkauft werden - und hat gleich 500 Zauberstäbe abgenommen und damit
für ein sehr wichtiges Projekt gespendet.
Mit so einem tollen Zauberoutfit und dem liebevoll und wunderschön
gestalteten Zauberstab klappte das Zaubern auch gleich richtig gut.
Mussten Kinder vor der Tür des nächsten Zaubertricks einen Moment
warten, so wurde auf dem Flur schon eifrig vor den anderen Kindern
gezaubert, gestaunt, gelacht und applaudiert. „Dabei erlebten wir kleine
Wunder“, so Schulleiterin Marita Stein-Willemsen. „Da wurden
verschlossene Kinder, die sonst kein Wort herausbringen oder Kinder mit
wenig Deutschkenntnissen zu >Performance-Künstlern<, die selbstbewusst
ihren Trick vorführten und diesen in eine Geschichte einbanden." Neben
den motorischen Fähigkeiten werden (Selbst-)Organisation, Konzentration,
soziales Miteinander und vor allem die Sprache gefördert. Da die
Domschule von Kindern aus 51 Nationen besucht wird, gilt der
Sprachförderung ein besonderes Augenmerk.
Der Höhepunkt des Zaubertages war nach dem Mittagessen der musikalisch
untermalte Aufmarsch aller Zauberschülerinnen und -schüler auf dem
Schulhof und die anschließenden Zaubervorführungen in den Klassen, zu
denen die Eltern eingeladen waren. Und es kamen mehr Eltern, Großeltern
und Geschwister als die Schule erwartet hatte, was alle riesig gefreut
hat. Die Gäste waren sehr erstaunt über die Zauberkünste der
Domschulkinder und belohnten jeden Auftritt mit einem kräftigen Applaus.
Sie konnten kaum glauben, was die Zauberlehrlinge in der kurzen Zeit
gelernt hatten. Und da echte Zauberer ihre Tricks nicht verraten, gingen
manche Eltern grübelnd nach Hause, wo noch fleißig weiter gezaubert
wurde. Am nächsten Tag berichteten alle Kinder im Klassenrat, wie toll
sie den Zaubertag fanden. "Nur der Krötenschleim schmeckte nicht so gut,
weil zu wenig Waldmeistersirup im Mineralwasser war" - dieser
Zaubertrank wird beim nächsten Zaubertag in vier Jahren ganz sicher neu
gezaubert.